Rosinen, R?merwein und Rituale – zweites TriaS-Treffen

Am 27. Juni 2025 traf sich zum zweiten Mal die Vernetzungsinitiative der Bamberger Altertumswissenschaften ?Tria Studia“ – Geschichte, Text und Artefakt zu Gastm?hlern und Esskultur in der Antike. Das beim letzten Treffen einhellig gew?hlte Thema erwies sich als ?u?erst fruchtbar für das Anliegen der TriaS, n?mlich den lockeren und interdisziplin?ren Austausch zwischen engagierten Studierenden, Promovierenden und Post-Docs der altertumswissenschaftlichen Disziplinen der Alten Geschichte, Klassische Philologie und Arch?ologie der R?mischen Provinzen an der Universit?t Bamberg.

Das zweite TriaS-Treffen startete mit einer ersten Kennenlernrunde, in der es auch um Mensa-Erfahrungen, Lieblingsspeisen und Essensfrevel ging – für einige z?hlen darunter Rosinen. Zum interaktiven Einstieg konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Form eines adaptierten ?Speeddating-Memory“ nicht nur gegenseitig noch etwas besser kennenlernen, sondern auch einen Zugang zur Thematik finden. Mit Hilfe von Frage- und Antwortkarten reichten die Themen von antikem Vegetarismus und Kannibalismus über einen ?Apfel“ als Ausl?ser eines Krieges hin zum sog. ?schwarzen Mahl“ Domitians. Dabei kam das Gespr?ch dann auch auf aktuelle soziale Aspekte des Essens: Der Mensch als soziales Wesen scheint einen nicht unbetr?chtlichen Teil zwischenmenschlicher 球探足球比分e mit gemeinsamen Mahlzeiten zu verbinden.

Dass dem auch in der Antike so war, zeigte dann auch gleich der erste Input-Vortrag aus der Alten Geschichte. Lukas Goller und Johannes R?der verglichen als Einstieg das griechische Symposion mit dem r?mischen convivium. Bei einem allgemeineren Teil über den Verlauf eines antiken Abends der aristokratischen Oberschicht mit Genuss von Wein, Musik und Tanz zeigten sich besonders auch die ritualisierten und religi?sen Ausdrucksformen sowie sozialhistorische Aspekte. Konnten doch antike Gastm?hler – wie in heutiger Zeit – auch zur Repr?sentation, Distinktion und ?Networking‘ genutzt werden. Daraufhin entstand ein angeregter Austausch zu etwaigen Parallelen moderner WG-Feiern, der mit der Recherche zum Alkoholgehalt antiken Weins endete.

Im altphilologischen Beitrag gaben Sarah Weichlein und Annette Hillgruber einen ?berblick über Begrifflichkeiten, Metaphoriken des Essens und vor allem die Funktionalisierung von Gastm?hlern in verschiedenen literarischen Gattungen: Der Fokus lag dabei auf den Bauformen einer Gastmahlszene im Epos Besonderen und vor allem der Satire. Dabei kam sowohl Horaz zum Gastmahl des Nasidienus als auch Petron mit seinem Satyricon zu Wort. Eine andere Facette von Essen in religi?sem Kontext zeigte ein Ausblick auf biblische Zeugnisse: Speisungswunder, das Letzte Abendmahl und den Gang nach Emmaus. In der anschlie?enden Diskussion unterhielten wir uns angeregt über Petron und die Gattungskonventionen der Satire im Verh?ltnis zur sozialen Realit?t von ?Neureichen“ in der Gesellschaft der r?mischen Kaiserzeit.

Im Anschluss konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die theoretischen Ans?tze in die Praxis umsetzen, und zwar beim Mittagsbuffet aus mitgebrachten Speisen. Der soziale Aspekt stand dabei besonders im Vordergrund.

Nach der Pause wandte sich Jacob Sch?ning mit kundigem Blick dem sogenannten ?Totenmahl-Ph?nomen“ zu. Dabei erl?uterte er Totenmahlreliefs, die sowohl in den Nordwestprovinzen des R?mischen Reiches als auch im ?stlichen Mittelmeerraum verbreitet waren.  Bei der Bewertung solcher bildlichen Darstellungen stehen zwei Fragen im Fokus: Bilden diese realistische oder idealisierte Szenen ab? Handelt es sich um Dies- oder Jenseitsvorstellungen?

Dr. Stefanie Becht entführte uns schlie?lich nach Pompeji und zeigte verschiedene bildliche Topoi auf sowie Rezeptionsweisen der Wandmalereien. Darüberhinaus gab sie einen Einblick in die arch?ologischen M?glichkeiten der Untersuchung von Speiseresten und der experimentellen Arch?ologie.

Alle Beitr?ge zeigten eindrücklich, dass man sich dem Themenkomplex ?Gastm?hler und Esskultur in der Antike“ auf vielf?ltige Weise zuwenden kann – es gibt (noch immer) vieles zu entdecken. In der Gesamtdiskussion blickten wir abschlie?end erneut auf die sozialhistorische Dimension – besonders mit Blick auf die Leitfrage der Distinktion –; dabei tauchte auch das Diskursfeld ?Luxus wieder auf. Hier kam dann auch die Frage auf, ob das aufkommende Christentum mit seinen asketischen Idealen gewisse Ver?nderungen in Ess- und Trinkkultur mit sich brachte.

Die Themenfindung bescherte uns schlie?lich zwei neue Themen für die kommenden Semester: Die Gastm?hler schlagen zun?chst den Bogen zu ?Musik und Tanz in der Antike“ und über das Flüssige  wird der Weg zur ?Schifffahrt in der Antike“ führen.

Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die Beitr?ge und anregenden Diskussionen und freuen uns auf die kommenden Veranstaltungen!

Als n?chstes wird zum aktuellen Semesterthema am 8. Dezember ein Gastvortrag von Professor Dr. Konrad V?ssing (Bonn) stattfinden zum Thema ??Bis zur bitteren Neige‘? Weinhefe, Bodensatz und Siphon beim antiken Gelage“. Hierzu ergeht schon jetzt herzliche Einladung, weitere Informationen folgen! Das folgende TriaS-Treffen findet am 16. Januar 2026 statt.